Am Morgen des 22. März diskutierten rund 60 Berliner:innen mit Sport-Expert:innen im Berlin Capital Club am Gendarmenmarkt über Gleichberechtigung und Teilhabe von Frauen im Fußball. Die Stiftung Zukunft Berlin hatte zu ihrem Frühstücks-Format eingeladen unter dem Motto „Frauenfußball in Berlin – eine neue Epoche im Fußballsport?“.
Fördern oder behindern bisherige Strukturen den Sport? Kann es gelingen, den Berliner Frauen-fußball in die Bundesliga zu führen und den Frauensport in ganz Deutschland nachhaltig zu verändern? Darüber diskutierten mit zahlreichen Gästen aus Sport, Politik und Verwaltungen:
Tabea Kemme, ehemalige Fußballspielerin, TV-Expertin und Gründerin
Gaby Papenburg, Journalistin und TV-Moderatorin
Verena Pausder, Co-Gründerin der Frauenmannschaft des FC Viktoria Berlin
Moderiert wurde die Veranstaltung von Andreas Gebhard, Gründer & Geschäftsführer republica GmbH, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Zukunft Berlin und Beate Stoffers, Geschäftsführerin der Stiftung Zukunft Berlin, Staatssekretärin a.D.
Darin waren sich alle einig: Frauenfußball wird noch immer wie das fünfte Rad am Wagen behandelt. Und das muss sich ändern. Für Andreas Gebhard, der am Erneuerungsprozess der Stiftung Zukunft Berlin beteiligt war, spielt Parität eine große Rolle. Gleichberechtigung treibe ihn um, auch im Fußball.
Tabea Kemme, die sich im Bereich der Talentförderung von jungen Frauen im Fußball engagiert, weiß was mit Spielerinnen passiert, wenn sie als Jugendliche auf Verbandsstrukturen stoßen. „Sie werden trainiert, aber trainieren nicht selbst.“ Sie sagt, es fehle Platz für Persönlichkeitsentwicklung. Hier müsse eine Weiterentwicklung stattfinden und Raum geschaffen werden für die individuellen Bedürfnisse der Spielerinnen. Vorbild bei der Gleichberechtigung von Frauenfußball sei England. Dort wird nicht zwischen Frauen- und Männerfußball in den Strukturen unterschieden. Und es werden auch klare Lizenzanforderungen an Vereine bezüglich der Frauenabteilungen gestellt.
In Deutschland bestünde ein Problem zwischen dem DFB und den Vereinen in finanzieller Hinsicht, und dabei würde meist zuerst im Frauenbereich gekürzt bzw. dieser nicht entwickelt.
Verena Pausder verweist auf das Beispiel des Angel City FC, ein Frauenfußballteam, welches von Stars wie Natalie Portman gekauft wurde. Sie fragte sich, warum es ein derartiges Projekt noch nicht in Deutschland gebe. Beim FC Viktoria standen ihr die Türen offen, und sie gründete zusammen mit anderen Unternehmerinnen die Frauenabteilung als GmbH aus. Auch dadurch wurde in Berlin ein Impuls gesetzt, den Frauenfußball stärker zu fördern. Union hat das Budget für die Frauenabteilung erhöht. Türkiyemspor hat eine eigene Frauenabteilung gegründet.
Bisher gab es in Berlin kaum Versuche, den Frauenfußball deutlich voranzutreiben.
Auch die Verbände in Deutschland sind bisher wenig auf Frauenfußball ausgerichtet und können die Akteurinnen noch nicht gut unterstützen.
Gabi Papenburg war eine der ersten Fußballmoderatorinnen. Die Situation hat sich in ihrem Beruf deutlich verbessert. Es fehlen aber immer noch Frauen als Kommentatorinnen und in den Führungspositionen der Vereinsstrukturen.
Der Netzwerkgedanke müsse weiter ausgebaut werden. Frauen sollten sich übergreifend vernetzen, um sichtbarer zu werden und auf vorhandene Strukturen wirken zu können.
Für Richard Meng, Vorstand der Stiftung Zukunft Berlin und Vorsitzender des Landesverbandes der Deutschen Olympischen Gesellschaft, ist einer der wichtigsten Regeln im Sport „Gleiche Regeln für alle“. Dies wurde auch von anderen Teilnehmenden unterstützt, die „equal watch“ für den Frauenfußball forderten.
Dieser Prozess im Fußball sei – wie man an Hertha sehe – gerade erst am Anfang.
Quelle: https://www.stiftungzukunftberlin.eu/berlin-capital-club-frauenfussball-in-berlin-eine-neue-epoche-im-fussballsport/